Die Migräne, die Pille und das Schlaganfallrisiko

Gehirn

Bevor ich in diesen etwas sperrigen Artikel einsteige, ein Hinweis. Die Pille, egal ob Minipille oder „Maxipille“, löst bei vielen Frauen Migräne aus. Nicht unbedingt gleich und sofort, sondern oft schleichend, nach Wochen oder sogar Monaten. Trotzdem gibt es bei der Politik der weiblichen Gesundheit noch andere Aspekte, die mir interessant erscheinen. Deshalb habe ich diesen Artikel geschrieben. Es geht mir dabei nicht darum, die Pille zu propagieren.

Update in 2017, hier.

Dass Frauen die Pille nicht verschrieben wird mit dem Argument sie hätten Migräne, das war mir neu. Bis Martina in einem Kommentar ihre Geschichte erzählte. Ich dachte: was ist denn da nur dramatisches passiert, dass jungen Frauen plötzlich die sicherste Art der Empfängnisverhütung verweigert wird? In den USA sind trotz der grundsätzlichen Verfügbarkeit moderner Verhütungsmethoden noch immer die Hälfte aller Schwangerschaften ungewollt—das Thema ist also nicht ganz trivial.

Die Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hat 2012 eine Broschüre (3) herausgegeben, in welcher auf dieses Thema eingegangen wird. Sie schreiben:

Neurologen, Schmerztherapeuten und Kopfschmerzambulanzen berichten in letzter Zeit zunehmend von verunsicherten Patientinnen, denen eine orale Empfängnisverhütung ( Kontrazeption ) mit dem Hinweis verweigert wurde, sie seien Migränikerinnen.(3)

Es handelt sich hier um eine jüngere Entwicklung, die erst ein paar Jahre alt ist. Da gab es neue Studien, deren Ergebnisse darauf hinweisen, dass Migräniker ein besonders hohes Schlaganfallrisiko (und teilweise noch Herzinfarkt) hätten. Diese Studien wurden dann von der WHO aufgegriffen und in den „Medical eligibility criteria for contraceptive use“ mit Empfehlungen ergänzt. Der normale Prozess ist, dass diese internationalen Leitlinien dann in die nationalen Leitlinien eingearbeitet werden. In Deutschland heißt diese nationale Leitlinie: „Empfängnisverhütung“ und wird von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) herausgegeben.

Es ist schon kurios: Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo selbst Raucherinnen die Pille standardmäßig verschrieben bekommen haben. Obwohl man wusste, dass das nicht gut ist, hat sich kein Mensch darum geschert. Das hat sich klar geändert, solche Empfehlungen gibt es nicht mehr. Raucherinnen bekommen jetzt angeblich keine Pille mehr (ob das wirklich so ist?). Auch übergewichtige Frauen ab einem bestimmten BMI sollen die Pille nicht mehr verschrieben bekommen. Und jetzt also auch Migränikerinnen. Das Ergebnis ist folgendes: Immer mehr Frauen fallen aus den Kriterien heraus, die es ihnen möglich machen, sicher zu verhüten.

Natürlich: Die Risiken einer medizinischen Errungenschaft, hier die Pille, sollen nicht höher sein als der Nutzen. Aber die Diskussion ist schwierig: Wie soll man z.B. das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft beziffern? Gesundheitlich einerseits, aber da gibt es für uns Frauen ja noch einen klaren sozialen und ökonomischen Effekt. Wenn diese Kriterien immer mehr werden und es nicht erlauben, einer Frau die Pille zu verschreiben, dann stellt sich natürlich irgendwann die Frage: wird sichere Empfängnisverhütung (wieder) zu einem Luxusgut? Luxus in diesem Sinne, dass Frauen nur dann in ihren Genuss kommen, wenn sie kerngesund und schlank sind? Eine interessante Entwicklung. Da lohnt sich doch mal ein etwas genauerer Blick auf diese Empfehlungen. Ich verweise hier schon mal auf das Ende dieses Artikels, wo die Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft eine ganz andere Ansicht vertritt, als offensichtlich die WHO und viele Ärzte das gerade tun.

Eines möchte ich noch vorwegschicken: in vielen meiner Artikel ist nachzulesen, dass die Pille Migräne verschlimmert. Trotzdem muss man natürlich sehen, dass es unterschiedliche Zeiten im Leben einer jeden Frau gibt. Ich persönlich habe irgendwann um die Mitte dreißig die Pille abgelegt und seitdem nie mehr angefasst. Das Einnehmen von Hormonen war mir zu heftig. Aber da kannte ich mich mit meinem Körper dann schon gut aus. Aber vorher, da war die Pille für mich, meine Ausbildung und mein Leben: lebenswichtig.

Also was ist da los mit dem erhöhten Schlaganfallrisiko? Fangen wir mal bei der Pille an und nicht bei der Migräne. Die Grundlage für alle Entscheidungen, die Pille nicht zu verschreiben, sei es nun wegen Übergewichts, wegen Rauchen oder anderer gesundheitlicher Risiken ist die Tatsache, dass davon ausgegangen wird, dass die Pille an sich bereits das Schlaganfallrisiko erhöht. Diese Meinung vertreten die meisten Ärzte. Nur: in Wahrheit aber ist selbst dies höchst umstritten. Dazu gibt es einen sehr guten Artikel auf abcNews aus 2007.

Hier ein Zitat aus einer anerkannten, medizinischen Fachzeitschrift aus den USA, Obstetrics and Gynecology:

Combination contraceptives have been found to be an independent risk factor for ischemic stroke in some studies.(…) However, (…)  low-estrogen contraceptives (ie, preparations containing < 50 µg of estrogen) were not associated with an increased risk of stroke in the absence of migraine. (15)

Was das bedeutet und was ich an mehreren Stellen zitiert gefunden habe ist, dass moderne Pillen mit einer niedrigen Östrogendosierung wahrscheinlich kein Risiko darstellen. Verwirrend, nicht wahr?

Und überhaupt, wo wir dauernd von Risiko sprechen. Was bedeutet denn so ein Risiko für mich persönlich? Was bedeutet es im wahren Leben, wenn die Pille das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. In Zahlen. Da habe ich einen anderen, sehr schönen Artikel bei abcNews gefunden. Da wird darauf hingewiesen, dass die Pille harmlos ist im Vergleich zu einer Schwangerschaft, die das Risiko um ein Vielfaches ansteigen läßt.

While many women taking hormonal birth control may worry about the prospect of having a heart attack or stroke, Dr. Lauren Streicher at Northwestern Memorial Hospital in Chicago said that „pregnancy is far more likely to cause an MI or stroke than hormonal contraception.“ This, she said, is because hormone levels naturally change in a woman’s body during pregnancy, increasing the risk of clots.

Dr. Jacques Moritz, director of gynecology at St. Luke’s-Roosevelt Hospital in New York, agreed, adding that the normal risks associated with pregnancy must be considered alongside those of taking hormonal contraception. „You throw in ectopic pregnancy and its associated complications and the pill looks good,“ he said.(13)

Wenn ein normaler körperlicher Vorgang als wesentlich riskanter einzuschätzen ist als ein Medikament, was soll ich denn davon halten? Rein logisch würde das bedeuten, dass Frauen besser die Pille nehmen und nicht mehr schwanger werden sollten, weil das Risiko einer Schwangerschaft viel zu hoch ist. Das ist natürlich ein dummer Gedanke. Warum? Weil viele Frauen unbedingt Kinder bekommen wollen. Ich muss aber an dieser Stelle hinzufügen: viele Frauen wollen auch unbedingt keine Kinder bekommen. Ist also das Risiko, Kinder bekommen zu wollen nicht genauso legitim wie das Risiko, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern?

So—und jetzt zum Schlaganfallrisiko der Migräne. Da ist es nämlich so, dass Migränen (vor allem die mit Aura) das eh schon durch die Pille vorhandene (und umstrittene) Risiko erhöhen sollen. Und jetzt mal alle raten: auch diese Tatsache ist umstritten. Es gab jetzt in 2013 in Boston erst eine zweite Studie, mit welcher der Verdacht erhärtet wurde, dass Migräne mit Aura einen Risikofaktor darstellt. Eine etwas ältere Studie hatte lediglich die Möglichkeit genutzt, Huckepack zu fahren. Es gab da nämlich gar keine dezidierte Studie(2), sondern es wurden Patientinnen befragt, die sowieso schon einen Schlaganfall hatten, ob sie auch Migräne hätten. Klingt für mich nicht nach einer ordentlichen wissenschaftlichen Vorgehensweise.

Hier noch ein paar Informationen zu dieser „Studie“:

Die Forscher räumen ein, dass diejenigen Teilnehmerinnen, die einen Schlaganfall hatten, sich aufgrund dieser Krankheit möglicherweise häufiger an vorhergehende Kopfschmerzen und Aura-Phänomene erinnerten. Zudem hatten sie einige Faktoren gar nicht berücksichtigt, etwa ob die Patientinnen Medikamente nahmen, Alkohol tranken oder Sport trieben. Auch den Zusammenhang zwischen Aura und Schlaganfall können sie nicht erklären.(2)

Ich muss da nochmal ein allgemeines Wort zu verlieren: Ich finde es erstaunlich, wie schnell solche Empfehlungen nach einer oder zwei Studien in die WHO Leitlinien kommen. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass bis vor Kurzem und auch heute noch eine nicht allzu kleine Anzahl von Ärzten der Ansicht ist, dass Migräne eine Bagatelle ist, um die man mal nicht so hysterisch werden sollte. Erst langsam, so scheint es mir, haben sich die etwas smarteren in der medizinischen Forschung darauf geeinigt, dass Migräne eine neurologische Erkrankung ist. Und jetzt wissen wir schon, dass ausgerechnet die mit Aura einen Schlaganfall provozieren kann? Obwohl wir noch nicht mal wissen, wie die Aura genau zustande kommt?

Die „Association of Reproductive Health Professionals“ fasst die uneinheitliche Lage zur Forschung und den daraus zu ziehenden Konsequenzen schön zusammen:

To date, there is no consensus on guidelines for prescribing combined oral contraceptives in women who have migraine with aura. The International Headache Society advises that low-dose estrogen may be prescribed in women who have simple visual aura. The American College of Obstetricians and Gynecologists recommends using progestin-only intrauterine or barrier contraception. Meanwhile, the World Health Organization states that estrogen-containing contraception is an absolute contraindication in all women who have migraines with aura.(16)

Vielleicht spielt ja hier der wachsende Druck eine Rolle, endlich Fortschritte in der Migräneforschung zu machen. Nur, so frage ich mich, warum sind die ersten Ergebnisse nach den ersten wackeligen Studien die, dass Frauen mit Migräne die Pille nicht mehr nehmen sollen? Ich würde ja nie auf den Gedanken kommen, den allgegenwärtigen amerikanischen, christlichen Lobbygruppen unterstellen zu wollen, dass sie eine solche Gelegenheit gleich beim Schopfe nähmen und zusehen, dass diese Regelung in das WHO Papier kommt.

Was auf jeden Fall mal klar ist ist, dass wir Migräniker da eine aufnahmebereite Zielgruppe sind. Viele und ich auch haben bei den schlimmen Migräneattacken an sich schon das Gefühl, dass tausende von Zellen abgestorben sind und der Schlaganfall sicher nicht weit ist. Wir warten ja förmlich drauf. Sind wir da nicht bester Nährboden für mehr oder weniger hypochondrische Angstattacken? Ich persönlich muss da jedenfalls sehr aufpassen. Ich tendiere dazu alles, was mit dem Kopf zu tun hat, als lebensbedrohlich oder zumindest stark lebensverkürzend zu bewerten.

Aber mal zurück zum Risiko. Ich hatte die Frage vorher bei der Pille schon gestellt und wenn es um die Migräne geht, muss man sie natürlich nochmal stellen: Gesetzt, dass es ein Risiko gibt, wie hoch ist es denn dann? Wenn uns einer unserer deutschen Migränespezialisten, Hartmut Göbel, erzählt, die Migräne mit Aura würde das Risiko um Faktor 3 erhöhen, was heißt das denn? Ist das viel? Wenig? Wie hysterisch muss ich werden? Ich habe dazu einen sehr guten Artikel hier gefunden. Ich lasse mal Herrn Gudmundsson zu Wort kommen, der sich die Studien auch angeschaut hat:

The absolute risk, however, is low, says researcher Larus Gudmundsson, a doctoral student at the University of Iceland, Reykjavik. „‚In people with migraine with aura, compared to those without headache, the excess absolute 10-year risk of cardiovascular disease mortality (including heart disease and stroke) at age 50 was low: 1.1% for men and 0.1% for women.

„From that we can calculate that due to migraine with aura, 11 extra men per 10,000 persons per year will die from cardiovascular disease and one extra woman per 10,000 persons per year.“ (7)

Also doch kein Grund zur Hysterie erst mal. Und, wenn es so wäre, bliebe noch dahingestellt, ob es hier um Risikofaktoren handelt, die sich potenzieren können. Also: Migräne mit Aura + Pille + Rauchen (+ Triptane?) = höchstes Risiko.

Wenn man sich also all diese Informationen mal sachlich durch den Kopf gehen lässt, dann fragt man sich, warum es jetzt so viele Ärzte geben soll, die Migränikerinnen die Pille nicht verschreiben. Meine Fragen an die Ärzte sind diese: muss man aus den vorliegenden Informationen nicht eigentlich schließen, dass ein Risiko da ist (auch wenn es sehr unscharf definiert ist), dass berücksichtigt werden sollte, es nichtsdestotrotz einen klaren Interpretations- und Empfehlungsspielraum für die Ärzte geben sollte? Einen Interpretationsspielraum, der es möglich macht, alle Faktoren abzuwägen und auf dieser Grundlage individuell die Pille zu verschreiben oder nicht zu verschreiben?

Worüber in dieser ganzen Diskussion seltsamerweise keiner gesprochen hat ist das Thema Triptane. Auch Triptane sollen (in seltenen Fällen) Schlaganfälle und Herzinfarkte auslösen können. Wurden die Frauen aus den Studien auch über Triptane befragt? Viele von uns Migränikern kennen diese Eisenklaue, die sich manchmal nach einer Triptandosis um unser Herz legt. Was ist damit?

Nochmal zurück zur Leitlinie der WHO. Die behauptet, dass beide Migräneformen, die mit und die ohne Aura eine absolute Kontraindikation für die Pille wären. Das Thema wird in einem Schriftstück der DMKG (Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft) behandelt, die sich von dieser Sichtweise abgrenzt. Überhaupt versucht die DMKG, den in diesem Themenkomplex enthaltenen Hysterieffekt zu dämpfen und empfiehlt die Aufklärung der Patientin. Ich habe ja öfter meine Probleme mit der DMKG, aber in diesem Fall finde ich den publizierten Ansatz sehr vernünftig. Und hier kommt der wichtigste Satz:

Sollten keine weiteren Risikofaktoren bestehen, spricht bei entsprechender Aufklärung auch bei Patientinnen mit Migräne mit Aura nichts gegen eine kombinierte hormonelle Kontrazeption.(3)

Auf gut Deutsch: Die Pille kann nach Ansicht der DMKG sehr wohl genommen werden, auch wenn man Migräne mit Aura hat. Es gilt, alle Risikofaktoren abzuwägen und dann zu einer Entscheidung zu kommen. Und, wenn ich das hinzufügen darf, dazu gehört auch das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft.

Quellen:
1) Prof. Dr. Hartmut Göbel, Dr. Axel Heinze und Dr. Katja Heinze-Kuhn: Die Morgendämmerung der Migräne: Die Auraphase. Link.
2) Der Focus: Migräne Aura warnt vor Schlaganfall. Link.
3) Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft: PRESSEINFORMATION: Antibabypille bei Migränepatientinnen ohne Aura – kein gesteigertes Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt! DMKG relativiert Leitlinien – Empfehlungen zur oralen Empfängnisverhütung bei Migränepatientinnen. Link.
4) Aimee Simone: Migraine With Aura Identified as Strong Risk Factor for Stroke. In: pharmacytimes.com. Link.
5) John Gever: Migraine with Aura Carries High Stroke Risk. In: medpagetoday.com. Link.
6) Migrainetrust.org: Stroke and Migraine. Link.
7) Kathleen Doheny: Migraines With Aura May Raise Stroke Risk. In: medicinenet.com. Link.
8) Science Daily: Migraine With Aura Doubles Risk Of Stroke. Link.
9) Steven Reinberg: Migraine With Aura May Raise Risk of Heart Trouble. In: healthyliving.msn.com. Link.
10) drugs.com: Imitrex. Link.
11) Jennifer: The Dark Side of Birth Control: 17 Adverse Health Effects. In: mphdegree.org. Link.
12) Jacques De Reuck, Koen Paemeleire, Georges Van Maele: Stroke in patients with migraine. Ghent University Hospital, Department of Neurology, Ghent, Belgium. Link.
13) DAN CHILDS: Heart Docs Debate Birth Control Link to Heart Ills. In: abcNews. Link.
14) Jennifer Mahand, M.D.: Birth Control Linked to Heart Attack, Stroke. In: abcNews. Link.
15) Andrea G Edlow, MD, MSc and Deborah Bartz, MD, MPH: Hormonal Contraceptive Options for Women With Headache: A Review of the Evidence. In: Obstetrics and Gynecology. (2010). Link.
16) Association of Reproductive Health Professionals: Women and Migraine. Link.

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9 Antworten zu “Die Migräne, die Pille und das Schlaganfallrisiko

  1. Chris August 6, 2014 um 05:57

    Hallo,
    zunächst ein toller Blog. Nach meinem aktuellen Stand wird in Deutschland die Pille auch munter an Frauen mit Migräne verschrieben. Was für Betroffene ohne Aura sogar sehr sinnvoll abgesehen von dem Verhütungsfaktor sein kann, denn viele Migränepatientinnen in meinem Umfeld profitieren von der Pille. Das die Pille auch Nebenwirkungen hat, die im schlimmsten Fall auch tödlich sein können, ist denke ich auch weitläufig bekannt. Millionen Frauen nehmen die Pille ohne Probleme aber das macht das Einzelschicksal, wenn man tatsächlich einen Schlaganfall oder eine Lugenembolie hatte, eben auch nicht besser. Und ja auch eine Schwangerschaft birkt nicht unerhebliche Risiken. Tatsächlich ist es aber bei mir so, dass die Pille egal in welcher Dosierung oder Hormonkonstellation Migräne Aura bei mir auslöst. Das tut sie wohl bei Patientinnen mit Aura relativ häufig, ich habe mit dem Leiter einer Studie (zu Aura und erblichen Faktoren) korrespondiert und er hat mir erklärt, dass dieser Zusammenhang wohl relativ bekannt ist. Allerdings hat mir diesen Zusammenhang keiner meiner Gynäkologen erklärt. Deswegen fände ich prinzipiell mehr Aufklärung besser, ob dann eine Frau die Pille trotzdem nehmen möchte oder nicht, sollte natürlich ihr überlassen sein. Was mir neben dem Absetzen der Pille auch noch super geholfen hat, ist Kneipsches Wassertreten. Das fördert wohl insgesamt die Durchblutung und als Nebeneffekt sollt es angeblich auch Krampfadern vorbeugen.

    • dasmigraeneprojekt August 6, 2014 um 10:42

      Dass dir kaltes Wasser treten gut tut, kann ich mir gut vorstellen. Wie beim Sport fördert das die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Körpers und damit auch des Gehirns. Ja, das Thema Pille ist ein schwieriges. Das Gerücht, dass die Pille Migräne bekämpft hält sich noch immer hartnäckig. Sicherlich auch deshalb, weil es einen solchen Effekt kurzfristig durchaus gibt. Es ist aber wie mit dem Kaffee. Langfristig bedeutet die Pille ein Risiko für verstärkte Migräne. Neurologische Symptome wie Aura gehören da auch dazu. Liebe Grüße!

    • Marlies September 22, 2014 um 01:45

      Hallo Chris,
      ich wundere mich auch darüber, dass Frauen mit Migräne die Pille verschrieben wird. Bei mir war es so, dass ich die Pille schon länger genommen hatte und erst nach einer Weile Migräne mit Aura dazukam. Nachdem ich und auch keiner meiner Ärzte einen Zusammenhang sah (warum auch immer) habe ich die Pille jahrelang nicht abgesetzt, sondern nach anderen Gründen gesucht und vieles ausprobiert (TCM, Akupunktur, Osteopathie, PMR…). Gerade PMR half super gewisse Schmerzen „wegzudenken“, aber die Migräne blieb. Letztes Jahr habe ich dann einfach den Versuch gestartet, die Pille abzusetzen. Und siehe da, die Migräne ist seither weg. Ich hatte seither wirklich kein einziges Mal mehr Migräne und bin wahnsinnig dankbar für diese Lebensqualität! ich wundere mich jedoch immer noch, dass keiner meiner Ärzte oder Tehrapeuten mir den Rat gab, die Pille abzusetzen. Alles Liebe, Marlies

      • Streit Annika Januar 10, 2016 um 07:48

        Hallo Marlies,
        Ich habe genau den selben Fall wie du mit der Pille erlebt, habe auch Migräne mit Aura. Habe die Pille seit einem Jahr abgesetzt und nie wieder Migräne gehabt. Ein anderes übel kam aber durch das absetzten der Pille, ich habe extremen Haarverlust bekommen. Seit 2 Monaten nehme ich das Regaine (das einzigste Mittel, dass den Verlust stoppt) und hatte seit dem wieder 2x Migräne mit Aura. Kann mir jemand den Zusammenhang mit dem Wirkstoff monoxil erklären oder hat einen Tipp für mich wie ich ohne Migräne, ohne Pille und ohne Haarverlust auskommen kann?
        Frauenarzt und Hautarzt sind mittlerweile ratlos und haben schon alles getestet und versucht um den haarverlust ohne Pille zu stoppen.
        Liebe grüße Annika

      • Violetta Januar 10, 2016 um 11:56

        Annika, ich schicke dir eine email.

  2. Isabel Juni 14, 2016 um 11:52

    Hallo,
    ich wollte anfangen die Pille zu nehmen. Zuerst wollte man mir die Pille auch nicht verschreiben, aber bin dann zu einem anderen Frauenarzt und er hat sie mir gegeben. Ich habe nun nur ein wenig Angst davor sie zu nehmen. Ein weiteres Problem ist, da ich immer Paracetamol nehmen soll, wenn ich meine Migräne (mit Aura) bekomme und Paracetamol kann die Verträglichkeit meiner Pille beeinträchtigen. Ich hatte aber innerhalb 3 Jahren aber auch nur 3/4 einen Migräneanfall. Da ich noch nicht Erwachsen bin darf ich bestimmte Tabletten die extra gegen Migräne helfen nicht nehmen. Ich weiß jetzt nicht ob ich es jetzt einfach ausprobieren soll oder nicht.

    • Violetta Juni 14, 2016 um 14:45

      Verstehe ich das richtig, dass du ca. 1x im Jahr Migräne hast und das der alleinige Grund ist, dass du von deinem ersten Arzt nicht die Pille verschrieben bekommen hast? Wow.
      Zum Schmerzmittel: Wenn du so wenig Migräne hast, dann würde ich mal Aspirin Migräne, die Braustabletten, probieren. Paracetamol ist NICHT zu empfehlen, weil es einen Stoff im Körper eleminiert, der Glutathion heißt (kannst du googeln). Ab 2000mg einer einzelnen Dosis kann schon zu lebensbedrohlichen Situationen und bleibenden Leberschäden führen. Falls du deine Migräne nicht mit herkömmlichen Schmerzmitteln in den Griff bekommst, solltest du zu einem Spezialisten gehen, der sich besser auskennt. Triptane können sicher zur Behandlung bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden, hier eine Übersicht in Englisch.
      Kurzer Kommentar zur Pille: Wenn du die jetzt nimmst, dann beobachte dich und deine Migräne gut. Wenn die Migräne innerhalb eines Jahres ansteigt, könnte die Pille der Grund sein.

  3. Jess April 26, 2017 um 03:15

    Das Argument, dass eine Schwangerschaft ein höheres Schlaganfallrisiko darstellt als die Pille finde ich irrwitzig- welche Frau ist schon jahrzehntelang schwanger? Aber viele nehmen jahrzehntelang die Pille. Die Wahrscheinlichkeit deswegen dann einen Schlaganfall, eine Thrombose oder Embolie zu bekommen müsste also höher sein. Auch verstehe ich das “ohne Pille keine sichere Verhütung möglich“ nicht ganz. Die Pille hat unbestritten einen super Methoden-PI, allerdings einen schlechten Anwendungs-PI (google Dr Dorothee Struck, sie ist Frauenärztin und hat ein super Video zum Unterschied Methoden- und Anwendungs-PI gemacht)- der dem von Kondomen entspricht. Es gibt zudem auch noch die Kuperspirale, Kupferkette, Gold-Kupferspirale und den Kupferperlenball. Deren PI (da gibt es nur einen, weil die Frau hier ja nicht eingreifen kann) ist nah am Labor-PI der Pille, die Methoden sind auch für kinderlose Frauen geeignet (ist eine veraltete Meinung, dass das nicht geht) und haben keinen negativen Einfluss auf Erkrankungen (außer vll der seltenen Kupferspeicher-Krankheit).

  4. Denise September 29, 2017 um 10:04

    Hallo!
    Meine Schwester und ich nehmen seit ein paar Jahren die Pille. Sie hat Migräne mit Aura, ich habe nur gelegentlich Migräne (ohne Aura). Ich habe damals angefangen eine Mini-Pille zu nehmen da sie meinem Körper helfen sollte immer auf dem gleichen „Level“ zu bleiben und es hat tatsächlich geholfen, denn ab dem Zeitpunkt hatte/habe ich nur noch sehr selten Migräne oder Kopfschmerzen. Meine Schwester hat direkt mit einer Kombinierten Pille angefangen und nimmt diese ohne Pause bis zu 6 Monate durch (unser FA sieht darin kein gesundheitliches Problem) und hat seitdem auch viel seltener Migräne. Natürlich haben wir beide schon ein paar Pillen durchprobiert, aber das liegt eher daran, dass andere Nebenwirkungen (wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Zwischenblutungen). Meine Schwester hat inzwischen eine Pille gefunden bei der die einzige Nebenwirkung relativ starke Menstruationsschmerzen sind (die aber immer mehr abnehmen, vor allem wenn sie die Periode länger rauszögert). Ich bin leider immer noch am suchen nach der richtigen Pille. Ich habe bereits 2 Minipillen, und zwischen diesen, 2 Kombinierte Pillen getestet. Die Minipillen haben nach ca. 1,5 Jahren immer mehr Schmierblutungen mit sich gebracht sodass sie irgendwann total unregelmäßig und immer länger kamen. Und die letzte brachte leider auch die Nebenwirkungen „Reizbarkeit“ und „Brustschmerzen“ mit sich…was unser familiäres Zusammenleben natürlich nicht gerade vereinfacht hat… Die beiden Kombinierten Pillen waren jedoch noch viel schlimmer, da ich anscheinend auf die jeweilig unterschiedlichen Gestagene unverträglich reagiert habe. Die erste musste ich nach etwa 2 Monaten absetzen da ich immer wieder Schmierblutungen und starke Unterleibsschmerzen hatt und schlimme Depressionen bekam. Daraufhin gab mir mein damaliger Frauenarzt ohne langes Überlegen, mit den Worten „dann brauchen sie wohl einfach eine stärkere Pille“, die zweite Pille. Großer Fehler! Sollte euer FA jemals nur sehr kurz überlegen, dann hakt nach!!!! Während der Pillenzeit war alles relatib normal…mir ist erst hinterher aufgefallen dass ich, von einem auf den anderen Tag, einen kompletten Libidoverlust und eine sehr gereizte Vagina hatte (es tat alles weh). Ich ging mit etwas Bauchgrummeln in die Pillenpause (Ich habe ohne Pille sehr starke Menstruationsschmerzen und auch sehr starke Blutungen (der größte Tampon von O.b. hällt gerade mal 3 Stunden)). Das Bauchgrummeln war leider vollkommen gerechtfertigt. Ich blutete so stark, dass ich den eben erwähnten größten Tampon jede Stunde wechseln und meistens trotzdem noch eine Binde einlegen musste. Die Stärke hielt mehr als eine Woche an. Ich war kurz davor wegen des Blutverlusts ins Krankenhaus zu gehen bevor es besser wurde. Daraufhin setzte ich die Pille direkt ab, wechselte zu einem anderen FA und bekam die zweite Mini-Pille. Beide Pillen hatten das Gestagen Desogestrel als Hauptbestandteil. Da auch diese Pille nun langsam ihre Wirkung auf meinen Körper verliert, hat mein Frauenarzt sich entschlossen (nach langem Überlegen!), mir eine kombinierte Pille zu verschreiben. Der Unterschied zu den beiden anderen Pillen?: Das Gestagen in der kombinierten Pille ist dieses mal nicht Lenovogestrel oder irgendetwas anderes, sondern ebenfalls Desogestrel. Denn mein FA denkt, da ich die Mini-Pillen mit diesem Gestagen relativ gut vertragen habe, dass ich auch auf die kombi-Pille mit diesem Gestagen besser reagiere. Natürlich habe ich wieder Angst vor der Pillenpause, jedoch weniger vor den Nebenwirkungen, denn die waren mit dem Gestagen Desogestrel immer noch aushaltbar und weniger heftig als mit einem anderen Gestagen. Und weshabl ich meinem FA noch dankbar bin ist, dass er mehr aufklärungsarbeit geleistet hat. Er hat mir erklärt, dass Zwischenblutungen in den ersten 3 Monaten völlig normal seien und ich bei dieser Pille ebenfalls (ohne gesundheitliches Risiko) die Monatsblutung aus lassen kann. Somit habe ich zwar noch ein wenig Bammel vor der neuen Pille, da ich bereits schlechte Erfahrungen mit anderen Kombi-Pillen gemacht habe, aber ich weiß auch, dass mein FA mir wirklich helfen will und nicht nur irgendeine Pille aus dem Schrank zieht… Was ich aber auch sagen möchte: Manchen Frauen wird durch die Pille und den dadurch geregelten Hormonhaushalt bezüglich der Migräne geholfen. (Sorry für den langen Text, aber das musste einfach alles mal raus)

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